Kampfjets und Bielefelder Philharmoniker

„Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“

Bertold Becker, Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Bielefeld

In den letzten Wochen ist es immer mal wieder deutlich zu hören: Kampfjets
fliegen über Bielefeld. Ihr Dröhnen lässt sensible Menschen sowie Tiere erzittern.
Im Luftraum „Münsterland“, zu dem Bielefeld gehört, sind Kampfjet-Übungen
zurzeit in Höhen von 2.400–6.100 Metern wochentags von 8.00 bis 23.30 Uhr
erlaubt. Mit Beginn des Schabbats, also freitags ab 17 Uhr sind sie über das
Wochenende verboten.

Was üben Tornados und Eurofighter über Bielefeld? Proben sie für einen Einsatz?
Sind wir in Deutschland etwa dabei, einen Kriegseinsatz zu üben? Wo soll er
stattfinden? Für wen und für was wird gerade geprobt?
Ich muss zugeben, eine Probe der Bielefelder Philharmoniker wäre mir viel
lieber. Doch um Menschenleben im Rahmen der Pandemie-Bekämpfung zu
schützen, dürfen sie nicht proben.
Wenn es um die Rettung von Menschenleben geht, warum üben die Eurofighter
über Bielefeld?

Rund 75.000 Euro kostet nach Angaben des Verteidigungsministeriums eine
Flugstunde des Eurofighters. Wie viele Menschen könnten mit dem Geld durch
das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen vor dem Hunger gerettet,
wie viele mit einem Impfstoff gegen Krankheiten geimpft werden?
Mehrere Stunden pro Woche fliegen die Eurofighter und Tornados über Bielefeld.
Der Eurofighter stößt in einer Stunde soviel Kohlendioxid aus, wie ein
Bundesbürger im Jahresschnitt verursacht..
Für eine Stunde Flug des Eurofighters könnte umgerechnet das gesamte
Bielefelder Orchester in einem Linienflugzeug nach Israel fliegen, um dort ein
Konzert zu spielen.
Die Reise zu einem Konzert nach Hannover in einem modernen Reisebus ist
dagegen deutlich günstiger. Führe das Orchester mit einem Leopard-2-Panzer,
kämen sie mit dem Sprit nur 10 Kilometer weit. Der Pro-Kopf-Verbrauch an
Benzin ist in einem Panzer um das 100 fache höher als im Reisebus.

Rüstungsausgaben und Militär sind Klimafresser besonderer Art, weil ihre CO2
Bilanz weltweit nicht erfasst werden und sie im Pariser Klimaabkommen
ausdrücklich ausgespart sind.
Eine Studie der Brown-Universität in den USA errechnete, dass das Pentagon,
wäre es ein eigener Staat, auf Platz 55 der größten CO2-Emittenten der Welt läge.

Militärstrategen gehen davon aus, dass Kriege in Zukunft vermehrt zur Sicherung
von Rohstoffen und klimagünstigen Lebensräumen geführt werden. Die
weltweiten Rüstungsausgaben tragen zu Konflikten bei, die es ohne sie in dieser
Zuspitzung nicht gäbe.
Nach Angaben des Friedensforschungsinstitut SIPRI summierten sich die
weltweiten Ausgaben für das Militär allein im Jahr 2019 auf insgesamt rund 1,9
Billionen US-Dollar. Noch ist nicht ausgerechnet, ob jeder Mensch auf der Welt für
diese Summe ein eigenes Musikinstrument erhalten und Unterricht genießen
könnte.

Würde die Bundesrepublik ihre Rüstungsausgaben für das Jahr 2021 in Höhe von
53,03 Milliarden Euro in soziale Projekte zur Förderung von Musik, Theater, Film,
Kunst und Literatur umwidmen, gäbe das ein großartiges Friedenskonzert.
Die Bielefelder Philharmoniker würden da sicher gerne mitspielen.

Was also üben die Eurofighter über dem Luftraum von Bielefeld?

Weil diese Frage im Raum steht, demonstrieren wir heute mit diesem
Ostermarsch für Frieden, Abrüstung und Klimagerechtigkeit am Samstag, 3. April.
Wir lassen uns das alte Osterlied eines Friedens in Gerechtigkeit nicht austreiben und
vertrauen auf die Kraft, die Tote zum Leben erweckt und Gewalt überwindet.

Frohe Ostern!